Das fixe Rentenalter soll aufgehoben statt verschoben werden

Nüchtern betrachtet definiert das Rentenalter den Zeitpunkt, an dem das Vorsorgesystem genügend Leistungsansprüche bereithalten soll, um Personen ohne Erwerbsarbeit oder andere Arrangements den Lebensunterhalt zu sichern. Seit nunmehr siebzig Jahren bildet das Alter 65 den zentralen Referenzpunkt des schweizerischen Systems, auch wenn dieser – jedenfalls für Frauen – mehrfach nach unten und dann wieder nach oben verschoben worden ist.

In diesen siebzig Jahren ist aus dem versicherungstechnischen Referenzpunkt längst eine gesellschaftliche Schwelle – oder Guillotine – geworden, ein Anker im kollektiven Bewusstsein und ein Wendepunkt jeder Biografie. Parallel dazu haben sich die Lebensumstände und die individuellen Lebensentwürfe aber massiv verändert und individualisiert. Die Arbeitswelt ist eine völlig andere als in der Nachkriegszeit, die körperliche und mentale Fitness der Generation über 50 ist deutlich besser, und die Lebenserwartung ab 65 ist allein seit 1991 um 17 Prozent gestiegen.

Quelle: NZZ 21. August 2019

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