Sprache transportiert Bedeutungen

von Elisabeth Michel-Alder

Bericht zum Meeting vom 16. März 2022

Die erfolgreiche englische IT-Unternehmerin Stephanie Shirley hat ihr Unternehmen als Steve Shirley aufgebaut und sie behauptet mit guten Gründen, dass die meisten Adressaten ihrer Post sie als Mann klassiert und deshalb auch bevorzugt ausgewählt haben.

In der öffentlichen Diskussion verschieben sich Wertungen, wenn sich gegen bestimmte Begriffe Protest erhebt: Vor 20 Jahren war in den Zeitungen von der Überalterung der Bevölkerung die Rede – etwas Nachteiliges - dagegen haben sich Vertreter:innen der älteren Menschen und sie selbst gewehrt. Heute engagieren sich Psycholog:innen für ein neues Personalpronomen für Jugendliche im Schwebezustand zwischen männlich und weiblich. Wer in seinen Äusserungen «altem Denken» verhaftet bleibt und in seiner Rede beispielsweise Frauen bevorzugt mit ästhetischen Eigenschaften ausstattet, wird je nach Publikum auf Unwillen oder Protest stossen. Und sich ärgern oder beschämt zurückziehen.

Begriffe öffnen zuweilen quasi automatisch ganze Bedeutungsfelder, die sich rasch einmal als Gefängnisse entpuppen können. Strukturiert ein Unternehmen seine Personalpolitik nach der Generationenfolge Chips, Maybe, What und Krise (oder X, Y, Z), läuft es Gefahr, seine Mitarbeitenden  falsch einzuordnen, weil neben IT- und Mediennutzung im Berufsalltag ganz andere Faktoren im Vordergrund stehen, zum Beispiel die Beherrschung der Umgangssprache bei Zugewanderten oder religiöse Fragen.

Die Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft SRF wird sehr genau und kritisch beobachtet und sie beweist in all diesen Sprachregelungen grosse Sensibilität. In der vielsprachigen Schweiz hat sie eine hohe Komplexität zu meistern, reagiert das Publikum in der französischen Schweiz oder in den rätoromanischen Bergen zum Beispiel deutlich anders auf das sprachlich separate Sichtbarmachen von Frauen im gesprochenen Text – und die Sprachen selbst bieten nicht gleichartige neue Formulierungen an wie im Deutschen.

Der Sprachphilosoph Daniel Goldstein publiziert unter dem Label «Sprachlust» regelmässig Kolumnen, zum Beispiel im «Infosperber». Er stellt uns zu den Themen Alter und Ältere zwei seiner Texte hier zur Verfügung:-

- Wie das Thema Alter in die Tasten fliesst

- Da fehlt nur noch die «Übergreisung»

Goldstein - Wie das Thema Alter in die Tasten fliesst

Bericht_2022_03_16_Goldstein 1.pdf (0,0 Byte)

Goldstein - Da fehlt nur noch die «Übergreisung»

Bericht_2022_03_16_Goldstein 2.pdf (0,0 Byte)

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